Unser Kundenmagazin Smart & Easy – Ausgabe 2-2024
Veröffentlicht: 08. Mai 2024DIE WASSERWENDE EFFIZIENT UMSETZEN
Nachhaltigkeit und Klimawandel beschäftigen zunehmend auch die Wasserwirtschaft. Längere Trockenperioden und sinkende Grundwasserstände machen die Folgen des Klimawandels deutlich spürbar. Gleichzeitig ist der Wasserbedarf gestiegen. Beides hat bereits heute Auswirkungen auf die Verfügbarkeit der Ressource Wasser. Dies stellt Kommunen und kommunale Wasserversorger vor neue Herausforderungen. Das Bundeskabinett hat daher am 15. März 2023 die Nationale Wasserstrategie (NWS) verabschiedet. Sie stellt die Weichen für ein neues Verständnis im Umgang mit Wasser. In der 2023 veröffentlichten „Handlungsagenda für die Zukunft der Wasserwirtschaft – Roadmap 2030“ des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches e. V. (DVGW) werden verschiedene Handlungsfelder definiert, wie die nachhaltige Nutzung der natürlichen Wasserressourcen, der Schutz der Wasserqualität, eine wasserbewusste Siedlungsentwicklung oder der Aufbau von resilienten Ver- und Entsorgungsinfrastrukturen.
Neue Herausforderungen für Wasserversorger und Wasserwirtschaft
Angesichts dieser wachsenden Anforderungen muss die digitale Transformation in der Wasserwirtschaft beschleunigt werden, um die natürlichen Wasserreserven zu schützen und einen nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser zu schaffen. Eine Grundvoraussetzung dafür ist es, die Wasserentnahmen der unterschiedlichen Nutzergruppen, also der privaten Haushalte, der Landwirtschaft und der Industrie, umfassend und transparent zu erfassen. Dazu muss ein vollumfängliches, digitales Ökosystem aufgebaut werden, das neben der Messwerterfassung von Wasserzählern auch die Integration von Sensoren zur Überwachung von Gewässerdaten, Pegelständen oder anderen Umweltdaten ermöglicht. In vielen Gremien wird bereits eine Pflicht zur Fernauslesung der Messtechnik diskutiert – analog zur Heizkostenverordnung (HKVO) oder zur Fernwärmeverordnung (FFVAV). Beide enthalten unter anderem die Pflicht zum Einsatz fernauslesbarer Messtechnik.
Zudem müssen den Verbrauchern monatliche Informationen zum Verbrauch bereitgestellt werden. In der Wohnungswirtschaft bzw. im Submetering beträgt die Ausstattungsquote mit fernauslesbarer Messtechnik (Wasserzähler, Wärmezähler und Heizkostenverteiler) aktuell laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) schon 75 Prozent. Laut einer aktuellen Umfrage bewertet eine überwiegende Mehrheit von 65 Prozent der Mieter die regelmäßigen Informationen als hilfreich beim Energiesparen. Als besonderen Mehrwert nannten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Befragung vorrangig das Vorbeugen böser Überraschungen in der Jahresabrechnung und die Hilfe beim Kosteneinsparen. Dies zeigt, dass die Investitionen in diesem Bereich Wirkung zeigen.
Digitalisierung ist Pflichtaufgabe
Laut BDEW haben die deutschen Trinkwasserversorger im Jahr 2022 rund 3,5 Milliarden Euro in den Bau und die Instandhaltung ihrer Anlagen und in die Ausweitung und Erneuerung ihrer Infrastruktur investiert. Rund 17 Prozent davon entfielen auf Zähler, Messgeräte, IT und sonstige Investitionen. Eine der dringlichsten Aufgaben für die Wasserversorger ist es zurzeit, flächendeckend auf die digitale Messwerterfassung mit einer Datenübertragung über Funk umzustellen. Die aktuell am weitesten verbreiteten Technologien zur Zählerfernauslesung sind Wireless M-Bus (WM-Bus) und LoRaWAN® (Long Range Wide Area Network).
Zählerfernauslesung weltweit
International ist die Digitalisierung bereits voll im Gange. Laut eines Reports des internationalen Beratungsunternehmens Berg Insight aus dem Jahr 2022 betrug die Quote fernauslesbarer Wasserzähler in Nordamerika zum damaligen Zeitpunkt bereits über 75 Prozent. In Europa lag sie erst bei rund 45 Prozent. In vielen Ländern, in denen bereits Wasserknappheit herrscht, steht vor allem die Reduzierung von Netzverlusten im Vordergrund. Dort geht aufgrund mangelhafter Infrastruktur teilweise bis zu 50 Prozent des Frischwassers verloren. Entsprechend ist die Leckageerkennung moderner Funkwasserzähler dort besonders beliebt. Laut den Ergebnissen einer Umfrage des DVGW aus dem Jahr 2022 ist auch die Wasserwirtschaft in Deutschland bei der Einführung smarter Wasserzähler schon viel weiter als bisher angenommen. Als Treiber dafür nannten die Befragten Folgendes: Mit 80 Prozent war eine einfachere Abrechnung der wichtigste Vorteil, gefolgt von der Verringerung der Schätzquote mit 69 Prozent, die Spitzenerkennung 66 Prozent und Leckageerkennung mit 61 Prozent. Viele Vorteile, die die neue Komplettlösung Metering as a Service von ZENNER bietet.
Funksysteme
Mit einem Funksystem lassen sich die Daten der Zähler und Sensoren kosten- und energiesparend in kürzester Zeit und über große Strecken übertragen. Für Wasserversorger lohnen sich Funksysteme unter anderem deshalb, weil sie Zähler damit periodisch – zum Beispiel monatlich oder täglich – ablesen können. Terminabsprachen mit Gebäudeeigentümern oder Fahrten zu einzelnen Messstellen entfallen. Zudem lassen sich beispielsweise über ein LoRaWAN®-Netz viele weitere Anwendungsfälle für Smart Citys und Industrie abbilden.
Blick in die digitale Zukunft
Perspektivisch ergeben sich viele weitere Möglichkeiten, die Daten aus smarten Wasserzählern effizient zu nutzen. Durch die Kombination mit Daten aus anderen Bereichen lassen sich smarte Lösungen entwickeln, die Prozesse automatisiert steuern oder – in Verbindung mit Anwendungen aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) – Analysen und Prognosen erlauben. Die Integration von Wetterdaten ermöglicht es beispielsweise, Vorhersagen zu treffen und den Trinkwasserbedarf der kommenden Tage zu planen. Bei drohender Wasserknappheit könnten die Bürger dann über urbane Datenplattformen oder soziale Medien zum Wassersparen aufgefordert werden.
Wasserstress
Weltweit lebten laut UN-Angaben im Jahr 2022 etwa 2,4 Milliarden Menschen in Gebieten, die teilweise einem extremen Wasserstress ausgesetzt waren. Der Begriff Wasserstress bildet das Verhältnis von genutztem und verfügbarem Wasser ab. Bis zum Jahr 2050 – so wird prognostiziert – steigt diese Zahl dramatisch. Etwa ein Drittel der Länder werden, laut eines Szenarios des World Resources Institute (WRI), davon betroffen sein. Während sich Deutschland in punkto Wasserstress weiter im Mittelfeld bewegt, sieht die Lage insbesondere in Nord- und Südafrika, dem Nahen Osten, Indien, Chile oder Spanien bedrohlich aus.
Diese Entwicklung lässt sich jedoch nicht nur auf den Klimawandel zurückführen, sondern auch auf den Transfer von sogenanntem virtuellem Wasser. Während, laut einer Untersuchung des Bundesumweltamtes, jede Person in Deutschland zum Trinken, Waschen, Putzen oder Kochen rund 130 Liter Wasser am Tag verbraucht, beträgt der konsuminduzierte (virtuelle) Wasserverbrauch täglich rund 7200 Liter pro Kopf. Davon stammen nur 14 Prozent des Wassers aus Deutschland selbst, aber 86 Prozent aus dem Ausland. Konflikte rund um die Verfügbarkeit von Ressourcen sind in Zukunft vorprogrammiert.
Daher stand der Weltwassertag, der jährlich am 22. März stattfindet, 2024 unter dem Motto „Wasser für den Frieden“. Ein zentrales Anliegen des Weltwassertages ist das SDG (Sustainable Development Goals) Nummer 6: Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen für alle bis 2030.